Die Geburt des Lichtes

von Gudrun Graf (Kommentare: 0)

Text aus 2008

Wäre Christos 1000-mal in Bethlehem geboren, und nicht in dir, du bliebest doch verloren. Das Kreuz von Golgatha kann dich nicht von dem Bösen, wenn es nicht auch in dir wird aufgericht’ , erlösen!

Angelus Silesius

 In ein paar Tagen wird weltweit ein Fest gefeiert werden, welches, in welcher Form auch immer, uns alle irgendwie berührt. Warum feiern wir eigentlich Weihnachten? Und: Was haben die Wintersonnenwende und das Christentum miteinander zu tun? Diese Nacht der größten Dunkelheit gilt in vielen Kulturen als Weihenacht – als Einweihungsnacht der Mysterienschulen. Während die Heiden in ihren Erdhöhlen „die Sonne um Mitternacht schauten“ legte Papst Liberius erst 354 den Geburtstag Jesus mit dem 25. Dezember fest.

 Die Sonne auf ihrer Reise durch das Jahr wird im Winter-Solstitium, so wird der 21. Dezember auch genannt, von der dunklen Nacht fast verdrängt. Es ist der Tag mit der längsten Nacht und mit dem kürzesten Tag. Astrologisch treten wir gleichzeitig in den schicksalhaften Raum des Steinbocks ein. Mythologisch schwinden die Lichtkräfte, fast wird das Licht von der dunklen Kräften überwältigt – da wendet sich die Situation: Das Licht siegt!

 Während der historische Blickwinkel auf den Weihnachts-Mythos unsere Seele verhungern lässt, ist ein Einweihungsweg nicht allen Menschen zugänglich. Doch auf der psychischen Ebene der Märchen und Mythen, dem tiefen Unbewussten eines jeden Volkes, erreichen wir unsere Seele. Und diese Geschichten sind wahrhaft Nahrung für sie! Das Weihnachtsmysterium spielt sich nicht im Außen ab, sondern im Inneren unserer Seele:

 Maria lehrt uns das Thema Weiblichkeit. Sie hat zum überraschend geschenkten neuem Leben bedingungslos Ja gesagt. Sie riskierte die Schande und ihre Beziehung zu Josef.

Maria lebt in jeder, in jedem, von uns. Wir begegnen ihr, wenn der Engel der Verkündigung auch an uns herantritt und uns zur Umkehr auffordert. Und wie Maria tun auch wir das nicht freiwillig. Meist braucht es äußerer Hilfe, indem das scheinbar so intakte Leben zerfällt. Dann sind wir bereit für die Rückverbindung (religio), und wir merken schnell, dass auf diesen Weg zurück in den Ursprung keine Juwelen liegen. Auf dieser Reise geht es um die Auseinandersetzung mit den von uns selbst zugeschlagenen Türen der Vergangenheit. Und hinter diesen Türen lauert das ureigene Grauen. Nehmen wir unser Schicksal bedingungslos dankend an, oder würden wir, in unserer heutigen Zeit, das Kind abtreiben lassen. Andererseits wäre es eine Möglichkeit einmal auf die Titelseiten zu kommen...

 Die Räume der Vergangenheit. Auch die Gottesmutter Maria stand vor verschlossenen Türen: NEIN, es ist kein Platz in der Herberge!

 Verschanzt in unseren schmucken Häusern, vollgefüllt mit unserem eigenen Egoismus, geben wir Veränderung keinen Raum. Da findet die Geburt des Göttlichen nicht statt. Erst mit dem Zerbrechen der alten Formen öffnet sich unsere Seele, erst dann sind wir bereit, ins tiefste Dunkel IN UNS zu schauen. Dort, wo sich der meiste Dreck angesammelt hat, können wir unsere in die Welt geschickten „Neins“ wieder finden und aufsammeln. Erst die Annahme der eigenen Neins gibt den Weg zum Ja frei, dann kann das WERDEN stattfinden.

Bethlehem (Haus des Brotes) erinnert uns auf der körperlichen Ebene, dass Weihnachten in uns stattfinden soll. Und in einer Erdhöhle, oder einem Stall, am dunkelsten Tag, am dunkelsten Punkt, wird das Licht geboren! Wie Kohlenstoff den Diamanten in sich trägt, hat Maria das Licht getragen. Sie war Ein-Verstanden, hat „das Eine“ verstanden. Das Ja. Und so schauen wir auf das Geschehen: Josef, der nicht davongelaufen ist, der dem Christus-Kind ein Heim bieten wird. Wir sehen auch die bedingungslose Ergebenheit der anwesenden Tiere und schließlich kommen die weisen Könige mit den einfachen Hirten. Letzteren ist kein Stern aufgegangen, doch ohne sie, den praktischen Herzensmenschen, hätten die „Erleuchteten“ den Stall nicht gefunden. In der Mitte, das Christus-Kind. Christos – das göttliche Prinzip, das Wahre Selbst, unsere Buddha-Natur, das Gotteskind in unserer Seele! Wie wir aus dem Mythos wissen, droht dem neugeborenen Licht Todesgefahr. Gejagt von Herodes, dem Gegenpol zu den erleuchteten Weisen, begibt sich die Familie auf die Flucht. Und wenn wir Menschen durch solche Zeiten wandern, oft heimatlos, vertrieben, wenn das öde Leben seinen Reiz verliert und von Hoffnungslosigkeit geprägt zu sein scheint, fängt das Licht in uns zum flackern an. Alle Jahre wieder werden wir aufgefordert, die eigene Wiedergeburt zu feiern. Sich zurück zu verbinden zum LichtDies ist die Aufgabe eines jeden Menschen. Und wir begreifen, dass es nur in uns Weihnachten werden kann.

Ich wünsche Euch allen einen besinnlichen Jahresausklang und ein wundervolles Weihnachten!

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Gudrun ist diplomierte Qi-Gong-Lehrerin und Naturheiltherapeutin lebt und arbeitet in Wien und Salzburg. Neben Tao und Chi Nei Tsang hat sie sich auf Familienaufstellungen spezialisiert.

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